Nachts im Erwin Hymer Museum: Indoor-Camping ohne Schlaf | promobil

2022-09-24 12:26:05 By : Ms. prosbon Nicole

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Es ist dunkel und ein bisschen kühl. Unheimlich? Nein, spannend. Denn heute Nacht darf ich, was tagsüber verboten ist: In die ausgestellten Camper klettern. Kommen Sie mit auf eine Zeitreise in die Campingmobile der 50er, 60er und 80er.

Manchmal bricht das innere Kind hervor und will ins Museum. Nachts. Blöde Idee, denke ich, als ich mit Taschenlampe und Schlafsack im Erwin Hymer Museum stehe. Meine Idee. Also nichts anmerken lassen und lächeln. Und staunen. Wie sich ein Museum verändert, wenn die Besucher weg sind: Licht und Bildschirme gehen aus, Lautsprecher verstummen. Die Reisemobile und Wohnwagen sehen im Dunkeln aus wie schlafende Tiere im Zoo.

Wir sind allein zu dritt im Museum: Fotograf Dino, Videokollege Malte und ich. Schnell räumen wir die "Betreten verboten"-Schilder weg, tun jetzt das, was sonst kein Besucher darf: Spazieren durch die Mobile, sitzen auf Bänke, linsen in Schränke, klettern in Alkoven.

Zuerst betreten wir den Karmann Gipsy, staunen über Polster mit dunkelbrauner Würfeldeko, Holzschränke im dazu passenden 80er-Stil und die Raumeffizienz: Der T3-Camper bietet auf der Verkehrsfläche eines Audi Q7 oder BMW X5 eine Herberge für vier Personen. Zwei reisen vorn, zwei hinten. Genauso ist es beim Schlafen: Zwei klettern in den Alkoven über der Fahrerkabine, zwei bauen sich ihr Bett aus der Hecksitzgruppe. Darunter müht sich ein Turbodiesel mit 70 PS. Leergewicht: 2105 kg, Zuladung 455 kg, Höchstgeschwindigkeit 115 km/h. Der Erstbesitzer fuhr damit 90.000 Kilometer. Die geringe Laufleistung und die gute Pflege des Erstbesitzers sieht man: alles original und gut erhalten. Das wäre ein gutes Gefährt, nicht nur für eine Nacht, denke ich und gehe doch erstmal weiter.

Nebenan ragt ein weißer Riese 3,10 Meter hoch in den Museumshimmel: 6,30 Meter lang ist der Niesmann + Bischoff Clou 570S, der einem Trierer Ehepaar gehörte. Das fuhr in 26 Jahren rund 350.000 Kilometer mit ihrem Clou. Doch der Tank ist leer, die Batterie ist ausgebaut. Heute wird es nichts mit der Flucht aus dem Museum. Der Clou wäre ohnehin ein denkbar schlechtes Fluchtfahrzeug: Unter der kurzen Haube des Mercedes T1 nagelt ein Fünfzylinder-Diesel 88 PS zusammen. Schneller als 100 km/h darf man mit diesem 4,6-Tonner sowieso nicht fahren, die eingetragene Höchstgeschwindigkeit von 108 km/h liegt nicht weit darüber. Dürfte ich heute damit unterwegs sein, würde ich mich wohl hinter die Lkw auf der rechten Spur einreihen. Lieber klettere ich in den geräumigen Alkoven: Teppich rundum, Tellerfedern unter der dicken Matratze, Liegekomfort wie zuhause. Mittig die Sitzgruppe und eine Längssitzbank für Besuch oder spontane Nickerchen, dahinter eine Küche in L-Form und im Heck ein Bad. Viel Platz in einem soliden Aufbau auf einem Mercedes-Fahrgestell: viel mehr ging 1983 nicht. Entsprechend hoch der Kaufpreis: 93.848,74 DM.

Oben, im ersten Stock lockt das Mikafa Reisemobil. Die Mindener Karosseriefabrik baute sonst Busse. Und 15 Reisemobile, von denen heute noch sieben existieren. Einer davon soll der Bayreuther Komponistenfamilie Wagner gehört haben. Der Mikafa im Museum fährt sogar noch. Wie er wohl fährt? Im Heck schlägt ein bayrisches Herz: Der V8 aus dem BMW 502 "Barockengel" leistet 100 PS, das langt für Reisen mit Bustempo 100 km/h. Wie das wohl ist, mit diesem 1959 gebauten Gefährt einen Campingplatz anzusteuern und die Dachgalerie mit Liegestuhl und Sonnenschirm zu möbilieren?

Doch auch der Mikafa ist für eine Flucht nicht geeignet: Bekäme ich den Campingbus runter ins Erdgeschoss und raus aus der Halle, würde ich draußen mit Sicherheit auffallen.

Mein Favorit ist und bleibt der Karmann Gipsy: Ich mag den 80er-Stil meiner Kindheit und stelle mir schon vor, mit dem prasselnden 70-PS-Turbodiesel im Heck Berge zu bezwingen. Oben angekommen wären wir beide ganz schön stolz und ich könnte den Ausblick aus dem Alkoven genießen.

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